In terminologischer Anlehnung zur Kreditversicherung wird das Thema Debitorenmanagement hier auch als Kreditmanagement bezeichnet. In vielen Unternehmen werden neben diesen Bezeichnungen auch die Begriffe Forderungsmanagement oder Forderungsbuchhaltung / -controlling verwendet.
Ziele des Kreditmanagements
Das Forderungsmanagement in Unternehmen soll gewährleisten, dass erbrachte Lieferungen und Leistungen entsprechend vertraglicher Vereinbarungen bezahlt werden.
Dabei gilt es divergierende Interessen zu harmonisieren (bespielsweise der Förderung von Vertriebszielen im Rahmen des Marketing-Mix durch günstige Zahlungskonditionen vs. Verbesserungen von Rendite- und Kennzahlen der Finanzbuchhaltung durch Risikominimierung und Liquiditätssicherung).
Ideal wäre ein Instrument, dass sämtliche dubiosen Abnehmer bereits im Vorfeld in sofern identifizierbar macht, dass Wertberichtigungen auf Forderungen bestenfalls grundsätzlich ausgeschlossen sind.
In der Realität müssen Forderungsausfälle jedoch auch bei der Anwendung guter Methoden der Finanzbuchhaltung hingenommen werden. Denn auch mit besten Informationen und Sicherungssystemen können beispielsweise auch „überraschende“ Insolvenzen auftreten: Etwa als Folgeinsolvenzen, durch unbekannte Marktpreisverschärfungen des Abnehmersmarktes, neue Wettbewerbssituationen, als Konsequenz von Produkthaftungsproblemen und dergleichen.
Zinskosten des Lieferantenkredits
Durch „aktives“ Kreditmanagement können Zinskosten durch die Reduzierung der Laufzeiten der Lieferantenkredite auf vertraglich vereinbarte Konditionen reduziert werden.
K=F*Y*(T-ZZ)/360
Durch diese einfache Formel kann man berechnen, welche Einsparungen zu erzielen sind, wenn das Debitorenmanagement konsequent Schuldnerforderungen einfordert. Selbstverständlich gehen starre Richtlinien an der Wirklichkeit lebender Kundenbeziehungen vorbei.
Legende der Formel: K für (entstandene, zusätzliche) Zinskosten, F für Forderungshöhe, Y für Zinssatz in %, T für Tage bis zur Zahlung und ZZ für (vertraglich vereinbartes) Zahlungsziel.
Bsp.: Wird eine Forderung von 500.000 € mit einem vertraglich vereinbarten Zahlungsziel von 30 Tagen erst nach 90 Tagen gezahlt, so entstehen einem Kontokorrent-Zinssatz von 7,5% (Un-) Kosten von 6250 €.
Auswirkung eines Forderungsausfalls
Schlimmer ist jedoch ein Forderungsausfall, bei dem die gesamte Höhe des Forderungssaldos abgeschrieben werden muß.
Zur Verdeutlichung der Auswirkung durch einen Forderungsausfall ist die Korrelation zum notwendigen Mehrumsatz hilfreich:
U=D*1/R
Durch diese Formel erhält man eine Vorstellung, welche Anstrengung zur Kompensation nötig ist, wenn eine Forderung letztlich nicht realisiert werden kann.
Legende der Formel: U gleich (Mehr-) Umsatz, D gleich Forderungsausfall (i.e. Delkredere…) und R als Umsatzrendite (vor Steuern).
Bezogen auf das obige Beispiel müsste das Unternehmen bei einer Umsatzrendite von 4% dann etwa 12,5 Millionen € mehr umsetzen.
Aus diesem Grund ist verständlich, weshalb ein gutes Debitorenmanagement wesentlich am Unternehmenserfolg beteiligt ist!
System des Kreditmanagements
Selbstverständlich kann ein allgemeines System „Forderungsmanagement“ an dieser Stelle nur sehr abstrakt umrissen werden:
- Forderungen sind an sich keine einheitliche Größe sondern variieren in Laufzeit,
Volumina, Marktusancen, Branchenrichtlinien und andren. - Auf Unternehmensebene haben sich Systeme herausgebildet, die nicht per Direktive geändert werden können.
- Die Geschäftsleitung bestimmt unterschiedliche strategische Ziele (so kann Umsatzsteigerung/Marktanteil eine Hauptzielvorgabe sein, bei dem ein straffes Mahn-/Inkassowesen kontraproduktiv sein kann).
Dennoch existieren in allen gut organisierten Buchhaltungen fast immer Mechanismen, die von weichen „Richtlinien“ bis hin zu straffen (oder negativ formuliert: starren) Anweisungen gewisse Regeln vorgeben, die
- Abläufe zur Bonitätsprüfung vorsehen,
- Kreditrahmen für Abnehmer und Länder bestimmen,
- Arten der Dokumentation und Aktenführung belegen,
- Maßnahmen bei Überfälligkeiten festlegen und
- Sicherungsinstrumente definieren.
Hierzu werden beispielsweise Wirtschaftauskünfte, Kreditlimite, Garantien, D/C, L/C, Anwednung eines Factoringverfahrens, Zahlungserfahrungen, Auswertungen von Alterslisten, Außendienst- bzw. Verkäuferprotokollen und –empfehlungen, Branchenerfahrungen sowie Verbandsinformationen, Medienanalysen und viele andere ergänzenden Informationen eingesetzt.
Kreditversicherung als Instrument des Forderungsmanagements
Ein gutes Kreditmanagement ist stets die Vorraussetzung für die vollumfängliche Nutzung aller Möglichkeiten zur weiteren Kreditbesicherung von Forderungen aus Lieferung und Leistung.
Eine Kreditversicherung kann ein nicht funktionierendes Debitorenmanagement nur in Teilen verbessern bzw. ersetzen, während die Installation einer Kreditversicherung oder artverwandeter Instrumente eines bereits guten Forderungsmanagements dieses zu einem optimalen machen wird.
Insbesondere ist ein funktionierendes Kreditmanagement letztlich auch notwendig, um vertragliche Obliegenheiten und Anforderungen der entsprechenden Instrumente auch hinreichend erfüllen zu können.